Huch, entschuldigt. Schon wieder Schulcontent. Schon wieder Knirpscontent. Upsi. Aber im Moment passiert mit ihm einfach sehr viel, wovon ich erzählen mag.

Der Knirps ist sehr aufgeregt. Morgen soll er vor der ganzen Klasse ein paar Seiten aus dem Lesebuch vorlesen. Als er heute mittag nach Hause kam, stand er vor mir und sagte: “Du Mama, ich hab Angst.” Angst braucht er aber gar nicht zu haben, denn er liest meiner Meinung nach besser als viele aus seiner Klasse. Seine “Mit-Erstklässler” können schließlich alle noch nicht lesen.
Nach dem Reiten habe ich mir dann einmal den Text von ihm vorlesen lassen und dabei aufgenommen. Aber hört selbst:

Angst ist hier doch wirklich völlig unbegründet! Der Knirps und ich haben uns nun darauf geeinigt, dass er überhaupt gar keine Angst haben braucht. Lampenfieber darf er aber sehr wohl haben, das ist auch völlig in Ordnung Und wer weiß, vielleicht findet sich für den Mut morgen in der Brotdose ja ein kleines Extra.

 

Die Übermutti in mir hat wieder zugeschlagen. Das zumindest haben wahrscheinlich außenstehende Eltern denken müssen, als ich im Anschluss an den Elternabend das Gespräch mit der Klassenlehrerin suchte.
Meine Kinder haben das große Glück gemeinsam eine kombinierte Klasse zu besuchen. War ich anfangs skeptisch, bin ich jetzt absolut euphorisch und liebe es. Das Modell steckt an unserer Grundschule zwar noch in den Kinderschuhen, aber das ist gar nicht schlimm. Das Fräulein besucht hier Klasse 2, der Knirps das erste Schuljahr.

Die Klassenlehrerin ist neu. Und genau so, wie ich mir eine Lehrerin immer gewünscht habe. Jung, freundlich, direkt, bestimmend, weiß wo von sie redet, streng, freundlich (! ja doppelt), witzig, locker, offen für Neues. Es ist ihre erste Klassenführung und sie ist wirklich sehr engagiert und motiviert.

Eigentlich wollte ich nach dem Elternabend nur kurz mit der Lehrerin über eine Szene sprechen, die sich heute abspielte (es wurde dabei ein Schulbuch beschädigt, welches wohl ersetzt werden muss – ich renne normalerweise nicht wegen jedem Pups zur Lehrerin). Wir sprachen kurz drüber, sie zeigte mir das Problem und dann kamen wir weiter ins Gespräch. Das der Knirps dieses Buch ja sehr liebt (Die Fibel!) und er ja immer schon alles liest, wenn sie gerade mal einen Buchstaben erklärt. Ich erzählte, dass er sehr frustriert ist, weil er den anderen immer alles erklären soll und helfen muss. Das macht ihm keinen Spaß. Ich habe schon ein paar Mal versucht zu erklären, dass das doch toll ist, und dass seine Lehrerin dann scheinbar weiß, dass er es super kann, wenn sie ihm zutraut, dass er es seinen Mitschülern richtig erklären kann. Das ist doch eine ganz tolle Anerkennung. Nein, für den Knirps nicht. Sie bot an, dass wenn sie die Buchstaben lernen, er sich ruhig auf das Sofa setzen kann und dort in der Zeit ein Buch liest. Riesen Erleichterung bei mir. Das hatte ich mir gar nicht erhofft.

Und dann kamen wir auf das Thema rechnen. “Jaaaa, ich weiß ja, dass ihr Sohn am liebsten rechnen würde. Das kann ich ihm leider noch nicht bieten.” “Darf ich sie mal vorwarnen, was der Knirps schon alles kann? Er rechnet mit Geldbeträgen. Euro und zweistellige Centbeträge – Plus, Minus kein Problem. Im Zahlenraum bis 20 ist er felsenfest verankert, bis 100 kann er sich schon sehr gut bewegen und hat sich das Einmaleins quasi selbst hergeleitet. Er kann quasi blind Zahlenreihen fortsetzen. Er weiß, dass beim verdoppeln immer gerade Zahlen heraus kommen. Wir hatten sogar schon das Thema Primzahlen! Lesen kann er Zahlen mit 7 oder mehr Ziffern. Ich habe keine Ahnung, was Kinder, die gerade eingeschult worden sind, können sollten. Meine Tochter war jedenfalls nicht SO weit.” Jawoll. Sie guckte mich an und machte “Oh.” “Genau. Ich will gar keine Extrawurst für mein Kind. Ich will ihm nur den Spaß an der Sache erhalten, denn er macht es SO gern!”

Sie beobachtet ihn jetzt mal genauer, und will ihn testweise mal zur zweiten Klasse setzen, wenn die Mathe machen. Das wird dann bis zu den Herbstferien beobachtet und anschließend darf er, wenn es klappt, dauerhaft den Mathestoff der zweiten Klasse machen.

Und genau das ist der supertolle Vorteil an der kombinierten Klasse. Ich hoffe sehr, dass so gar kein Frust aufkommt und der Knirps weiter mit großer Begeisterung in die Schule geht, dass er mit Freude lernt und zeigen darf, was er kann.

Wir hatten neulich abends ein kleines Drama. Ich wollte gerne wieder etwas vorlesen, das kommt nämlich seit der Knirps nun auch selbst liest, extrem zu kurz. Dabei genieße ich es so sehr gemeinsam abends mit meinen Kindern ein Buch zu lesen. Schnell war geklärt, dass ich wieder ein Buch vorlesen darf. Nur welches? Wir konnten uns nicht einig werden. Der Knirps wollte was von den Wilden Kerlen hören, oder Drache Kokosnuss. Alternativ ein Olchi Buch. Das Fräulein wollte gerne Märchen, Vampirschwestern oder ein Buch aus der Reihe “Das magische Baumhaus”. Ich war etwas überfordert und blickte völlig ratlos von einem Bücherregal zum anderen. Alle meine Vorschläge wurden mit einem Nein von beiden Kindern abgeschmettert.
Ich ging dann mal zu meinem Bücherregal um zu gucken, ob da nicht vielleicht auch etwas vorlesetaugliches sei. Und da war es. Das Buch, das ich unbedingt meinen Kindern vorlesen wollte, seit ich es selbst zum ersten Mal als Jugendliche gelesen habe. Das Buch, das mich in meinem Leseverhalten geprägt hat wie kein anderes.
Ich zog es aus dem Regal. Es fühlte sich an wie ein magischer Moment. Wie als wenn ich Excalibur aus dem Stein gezogen hätte. So ein richtig filmreifer Hach-Moment war das.

Als ich mit dem Buch ins Kinderzimmer kam, hielt ich es kurz hoch und erntete begeisterte “JAAA!!!!” Rufe. Hach. Mir ging das Herz auf. Ganz aufgeregt setzte ich mich auf die Bettkante des Knirps und begann zu lesen.

IMG_0410

Wir schaffen aktuell immer nur ein paar Seiten am Abend, da der Knirps von der Schule doch recht geschlaucht ist. Aber das macht gar nichts. So haben wir umso mehr Vorlesefreude. Und endlich bin ich wieder in meiner geliebten Zauberwelt.

Das abendliche Vorlesen ist bei uns nun übrigens zu einer lustigen Telefonaktion geworden. Die Oma liebt die Buchreihe auch sehr und wir schalten sie nun beim Vorlesen immer per Telefon dazu. Sie lauscht dann auch und ist mucksmäuschen still. Sie hat nämlich sonst niemanden, der ihr vorliest und lebt leder einige hundert Kilometer entfernt. Sie freut sich jedenfalls auch immer sehr, wenn sie den altbekannten Zeilen lauschen kann. Sicher wisst ihr jetzt, welches Buch wir aktuell lesen, oder?

Lest ihr auch vor? Welche Bücher lieben eure Kinder? Und auf welches Buch freut ihr euch ganz besonders, es irgendwann einmal vorlesen zu dürfen?

Das Thema beschäftigt mich als Mutter nun schon eine ganze Weile. Spätestens als der Kindsvater verkündete, dass bei ihm wieder Nachwuchs anstehe, war mir klar, dass nun die Fragen kommen würden.
Ich bin nicht unbedingt der Typ Mensch, der sich mit seinen Kindern hinsetzt “Sooo… wir unterhalten uns jetzt maaaal….weißt du eigentlich wie das mit den Babys funktioniert?” [hier bitte peinliches Schweigen einfügen]. Mein Plan war es eigentlich immer zu warten, bis die Fragen kommen und dann zu erklären und eben altersgerecht zu antworten. Überhaupt bin ich eh jemand, der dann möglichst alles ganz genau erklärt anstatt mit irgendwelchen Vergleichen oder Verniedlichungen.

Die erwarteten Fragen blieben allerdings aus. Gut. Da war ich erstmal erleichtert. Aber irgendwann werden sie sicherlich kommen. Oder aber wenn sie nicht kommen, dann muss ich irgendwann das Thema anschneiden. In der Schule ist das Thema in der 4. Klasse vorgesehen, da sollten allerdings gewisse…äh… Grundkenntnisse schon vorhanden sein.

Ich stöberte also in diversen Buchhandlungen durch die Sachbücher um für uns DAS Buch zu finden. Allein schon damit ich mich nochmal kindgerecht rein lesen kann um nicht zu umfangreich zu antworten – das wird mir nämlich manchmal zum Verhängnis. Ich wurde nicht fündig. Und auch meine liebe Timeline bei Twitter, die sonst auf fast alles einen Rat oder eine Antwort weiß, konnte mir nicht wirklich weiter helfen. Umso glücklicher war ich, als ich völlig durch Zufall auf einen absolut coolen Block mit vielen vielen Antworten stieß.

954701032_klaermichauf_Werbecover_BKw“Klär mich auf” von Katharina von der Gathen ist weniger ein Kinderbuch als eine Elternlektüre. Die Autorin ist selbst Sexualpädagogin und hat im Rahmen ihrer Vorträge an Grundschulen allerhand Fragen von den Schülern gesammelt. Hier ist keine Frage zu doof oder zu peinlich. Alles wird beantwortet. Vollkommen ehrlich und unverblümt.

Alles was Kindern auf der Seele brennt, wird hier gefragt. Die Fragen sind handgeschriebene Zettelchen und vermitteln so einen authentischen Eindruck. Es sind Fragen wie “Wie viele Wörter gibt es für Sex?” bis zu “Warum verliert man sein Baby?” oder “Was macht man in einem Sexshop?”, die hier wirklich toll und auch sachlich absolut korrekt beantwortet werden. Die Autorin weist auf eine schöne Art darauf hin, dass es wichtig ist, auf die eigenen Gefühle zu hören. Auch auf Homosexualität wird hier sehr sachlich und selbstverständlich eingegangen.

Im entsprechenden Alter ist dieser Block natürlich auch für den Nachwuchs geeignet. Aus dem Bauch raus würde ich jetzt mal sagen zum Beginn der Pubertät. Aber auch wenn es noch nicht so weit sein sollte, so hat man als Eltern hier eine gute Vorbereitung auf die Fragen, die früher oder später wohl kommen werden. Eine ganz große Kaufempfehlung.

Details

Titel: Klär mich auf
Autorin: Katharina von der Gathen
Illustrationen: Anke Kuhl
ISBN: 978-3-95470-103-2
Klett Kinderbuch Verlag
Bestellen bei Amazon

blog1Komischerweise hatte ich heute Zeit, Lust und Elan um mich mal ans Blogdesign zu setzen. So oft kommt das ja nicht vor. Und mit nur mal eben einer halben Stunde ist es ja auch nicht getan. Letztendlich war es dann aber doch gar nicht so schwer. Das schöne Wetter hat die Kinder nach draußen getrieben und ich konnte ganz in Ruhe etwas basteln.

Es gibt jetzt rechts in der Sidebar sogar eine Kategorie ♥ Links, die ich sicher in den nächsten Tagen noch erweitern werde. Ansonsten ist bis auf das optische Kleidchen eigentlich alles beim Alten.

Ich hoffe ihr lasst euch vom neuen Design nicht abschrecken

zv7qrnb

Heute ist dein 91. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch. Wie gern hätte ich ihn mit dir gefeiert. Wie gern hätten deine Urenkel diesen wunderschönen Tag mit dir verbracht.
Der Knirps fragt oft nach dir, obwohl er dich nie kennen lernen durfte. Manchmal hole ich dann die Fotoalben von früher raus. Wir sitzen dann zusammen auf dem Fußboden und breiten alles um uns herum aus. Ich erzähle meinen Kindern von dir. Von deinem Schaukelstuhl, der immer in deinem kleinen Zimmer stand. Von Opas Werkstatt hinten im Garten und der Schaukel, die er extra in der Tür für mich angebracht hatte. Ich erinnere mich an die alte Badewanne, die im Hof stand, in der wir im Sommer immer plantschten. Ich denke an all die vielen Ferien, die ich bei dir verbringen durfte und an all die schönen Stunden, die wir gemeinsam verbringen durften.

Vor ein paar Wochen fiel mir die CD mit den Märchen in die Hand. Ursprünglich war es eine Kassette. Du hast dort zusammen mit Opa Märchen für mich aufgenommen. Diese CD ist einer der größten Kindheitsschätze, die ich besitze.

Wie durch Zufall fragte der Knirps vor ein paar Tagen, wann denn eigentlich dein Geburtstag ist. Als ich ihm im Kalender diesen Freitag zeigte, fragte er, ob wir dir nicht Blumen bringen könnten. Leider ist das zu weit. Aber wir haben seine Oma gefragt. Sie hat heute Sonnenblumen zu dir gebracht. Von jedem eine. Und an jeder dieser Blumen war ein Blatt aus Papier mit dem jeweiligen Namen dran. Das hatte der Knirps sich so ausgesucht. Du hättest ihn gemocht. Und natürlich auch seine große Schwester, die du ja glücklicherweise noch kennen lernen durftest. Auch wenn sie davon gar nichts mehr weiß.

Ich hoffe Opa hat heute an deinem Geburtstag mit dir getanzt, bis dir schwindelig wurde. Davon hast du immer erzählt, das hast du so lange vermissen müssen.

Ach Omi, du fehlst so.

Als Eltern wissen wir aus allen Arten von Ratgebern, Broschüren, Elterngesprächen, Tipps aus dem Freundes- und Verwandtenkreis, dass sie früher oder später kommen. Die Wutanfälle. Meist ziehen sie mit der Trotzphase ein. Als junge Mutter war ich teilweise wirklich verzweifelt, wusste nicht, was ich machen sollte. Von daneben sitzen, aufs Kind einreden bis hin zum kompletten Ignorieren, hatte ich alles durch. Das Fräulein war grad fertig mit trotzen, da fing der Knirps schon an. Ich kroch auf dem Zahnfleisch. Glücklicherweise haben wir diese Phase hinter uns gelassen – aus erzieherischer Sicht hätte ich hier wahrscheinlich öfter ein “Setzen, Sechs!” gehört – aber ich war teilweise einfach nur froh, wenn das Kind mal Ruhe gab.

Nun war es beim Knirps aber nicht nur mit trotzen getan. Seine Wutausbrüche waren teilweise wirklich extrem. Da wurde geschlagen, getreten, gebissen, Sachen durch die Gegend geworfen – man kann sich das vorstellen wie bei einer Kneipenschlägerei, bei der die Stühle fliegen. Das ganze begann etwa mit 3 Jahren, zu dem Zeitpunkt war ich bereits allein erziehend. Wahrscheinlich war die ganze Situation nicht unschuldig. Er musste ganztags in den Kindergarten gehen, weil ich arbeitete. Spätnachmittags lief dann meist auch nicht mehr so viel, worunter ich selbst auch sehr gelitten habe, da ich eigentlich mehr Zeit bewusst mit meinen Kindern verbringen wollte. Das war so aber nicht möglich und ich habe wirklich lange gebraucht um das so für mich zu akzeptieren. Die Wutausbrüche vom Knirps gab es immer nur zu Hause. Im Kindergarten war zwar auffällig, dass er anderen Kindern gegenüber aggressiv war, Konflikte nicht mit Worten löste und andere bewusst ärgerte – aber richtige Tobsuchtsanfälle gab es dort nicht. Das “traute” er sich nur bei mir. Irgendwo las ich mal, etwas wie: “Das Kind hat so viel Vertrauen in seine Mutter, dass es eben hier dieses Verhalten zeigt. Weil das Kind weiß: egal was ich mache, meine Mama hat mich trotzdem lieb.” – das ist jetzt kein Zitat, aber der Grundgedanke zählt. Und der gab mir so viel Kraft.

Fakt war, dass der Knirps ganz viel Energie hatte, die irgendwo hin musste. Wir gingen also täglich nach dem Kindergarten noch eine große Runde (mit dem Laufrad) spazieren. Rennen, toben, nochmal richtig auspowern war ganz wichtig. Es gab viele Tage, da hatte ich gar keine Lust – aber es nützt ja nichts, das Kind braucht das, die Harmonie zu Hause braucht das. Also habe ich mich aufgerafft und die Bewegung half ihm gut. Selbstverständlich gab es immer noch Wutausbrüche, denn nur weil wir jetzt zusätzlich noch mehr Zeit draußen verbrachten, waren die Wutanfälle nicht weg – ganz so einfach war das nicht.

Ein paar Monate später, der Knirps war 4, hatten sie im Kindergarten das Thema Gefühle. Dort lernten die Kinder, wie man seine Wut so richtig raus lassen kann, ohne andere dabei zu verletzen. Ich guckte mir hier ein, zwei Ideen ab – das Zeitungsknüllen und die Wuttonne. Zeitungsknüllen – klar, das erklärt sich von selbst. Hier darf jeder, der wütend ist, sich Papier aus dem Altpapier nehmen und so viel zusammenknüllen, bis es ihm ein wenig besser geht. Die geknüllten Zeitungsbälle kann man übrigens auch prima gegen Wände werfen.
Die Wuttonne ist eine tolle Idee. Man nimmt einfach eine Tonne, einen Papierkorb oder (wie in unserem Fall) eine große Trofast Kiste und verkündet, dass dies nun die Wuttonne ist. Und wenn man dann so richtig wütend ist, steckt man seinen Kopf in die Tonne und schreit so laut man kann. Es ist so befreiend! Ehrlich! Auch ich nutze das Ding hin und wieder mal.

20140916_115135Wir waren darauf hin auch noch in Kur, wo ich auch noch ein paar Dinge gelernt habe. “Positives erziehen” nennt sich das. Das meiste habe ich wieder vergessen, aber was hier wirklich extrem geholfen hat, war negatives Verhalten komplett zu ignorieren und jedes mini positive Etwas, das das Kind gemacht hat, loben und dort dann Aufmerksamkeit schenken. Fängt man damit an, denkt man sich “Oh Gott! Niemals halte ich das aus!” – aber!!! es lohnt. Irgendwann kam beim Knirps an “Aha, wenn ich Sachen kaputt mache/schlage/schreie/ärgere, reagiert Mama ja gar nicht!”. Natürlich verschlimmert sichdas im ersten Moment. Das ist ja völlig logisch. Mir (oder besser: uns) hat diese Methode sehr geholfen.

Zusätzlich zur Wuttonne führten der Knirps und ich noch einen Verstärkerplan ein. Wichtig hierbei ist, dass die Ziele positiv formuliert werden. Das ist gar nicht so leicht.

“Ich darf meine Mama nicht ärgern” besser: “Ich bin freundlich zu meiner Mama”
“Ich darf meine Schwester nicht schlagen” besser: “Ich versuche Streit mit Worten zu lösen.”
“Ich darf kein Theater morgens machen” besser: “das Aufstehen klappt gut”

Das sind natürlich jetzt nur Beispiele (und teilweise auch nicht aus “unserem” Plan) – ich bin ja auch keine Sozialpädagogin, denn das geht sicher noch besser. Ich wollte das Prinzip aber mal verdeutlichen. Die gesammelten Lachgesichter können dann eingetauscht werden. Kleine Belohnung, Fernsehzeit, gemeinsame Extra-Zeit, Süßigkeiten oder oder oder. Da muss man halt selbst schauen, wie man das für sich am besten umsetzt. Unser Plan hing in der Küche. Wichtig ist aber, dass es kein “System” auf Dauer ist, sondern über einen absehbaren Zeitraum um gewisse Ziele zu erreichen, Abläufe/Verhalten zu verinnerlichen und es dann als selbstverständlich angesehen wird.

Mittlerweile ist der Knirps 6, geht seit letzter Woche in die Schule und ist momentan ein sehr ausgeglichenes Kerlchen. Sicher trägt seine große Leidenschaft, das Fußballspielen, dazu bei. Er hat aber auch gelernt Konflikte mit Worten zu lösen und sich Hilfe von Erwachsenen zu holen, wenn er nicht weiter weiß. Er ist geduldig, wissbegierig, aufmerksam und kann sich unheimlich lange konzentrieren. Natürlich ist er bei anderen Dingen extrem ungeduldig, ein “Zappelphilipp”, laut, trotzig und bestimmend. Er kann wüten wie ein ganz großer, das darf und soll er auch, denn es gehört dazu – aber er kennt mittlerweile Wege, wie er aus der Wut raus kommt – und das ist ein riesiger Schritt nach vorne.

Ich gehe gerade aus dem Haus, den Knirps und seinen Kumpel suchen, die sich unerlaubterweise vom Haus entfernt haben. Der Knirpskumpel soll nämlich in 15 Minuten abgeholt werden.

Da steht der Nachbar an seinem Auto, guckt mich an und sagt: “Willst du mal was über deine Kinder hören?”

Ich schlucke. Ups. Was haben sie diesmal angestellt?

“Deine Kinder sind nett. Die sind so richtig toll.”

Huch?? Meint der wirklich meine Kinder?

“Deine zwei sind immer so nett. Ich find die richtig klasse!”

Ehrlich? Meine Kinder?

“Man fragt sich natürlich, woher das wohl kommt… gewiss von der Erziehung. Man merkt, dass du dich richtig toll um deine Kinder kümmerst und dich mit ihnen beschäftigst.”

Ich werde knallrot. Ähhh… damit hab ich nun nicht gerechnet.

“Das wollte ich dir nur mal sagen.”

Ich bedanke mich und gehe weiter. Den Knirps suchen, der mal wieder nicht gehört hat.

lesometerDass das Fräulein ein kleines Bücherfresserchen ist, habe ich schon öfters erzählt. Auch der Knirps legt jetzt mit dem vielen lesen los. Allein in der letzten Woche waren es 4 Bücher.

Mit dem Fräulein habe ich in diesem Jahr eine kleine Challenge laufen, wer von uns denn wohl die meisten Bücher liest. Meine Lesegewohnheiten halte ich in einer Excel Tabelle fest. Die vom Fräulein auch – zumindest sofern ich daran denke. Denn so schnell wie die teilweise liest, kann ich die Bücher oft nicht eintragen. Und da kam mir eine Idee, wie das Kind die Bücher “festhalten” kann, die es gelesen hat.

Kennt ihr den Lesewurm? Letztes Jahr, als das Fräulein anfing zu lesen, malte ich ihr einen, der fortan die Seite ihres Bücherregals zierte.

 

Die Idee ist sehr einfach. Für jedes gelesene Buch darf ein Buchrücken des Bücherstapels ausgemalt werden. Ist der Stapel komplett winkt vielleicht eine Überraschung. Oder aber dann dürfen wieder neue Bücher angeschafft werden. Eine ganz einfache Möglichkeit um Lesemuffel vielleicht ein wenig zum Lesen zu animieren. Wem der ganze Stapel zu viel ist, der lässt das mittlere Blatt einfach weg. Wem es zu wenig ist, der kann es auch zwei mal ausdrucken. Wer mag, kann dann auf dem ausgemalten Buchrücken noch den Titel des gelesenen Buches aufschreiben.

Lesewurm download

Mein kleiner Junge. Ganz aufgeregt bist du heute Abend in dein Bett gegangen, hast dich ganz doll an deinen Max gekuschelt und strahltest mich mit deinen wunderschönen Augen an. Morgen bist du endlich ein Schulkind und es beginnt nicht nur ein neues Kapitel für dich. Nein, es ist ein ganz neuer Lebensabschnitt. Die Erwachsenen sagen immer mit der Schule beginne der Ernst des Lebens. Lass dir davon keine Angst machen. Die Schule macht Spaß. Und so lang du die Freude nicht verlierst, immer wieder neue Dinge zu entdecken, Zusammenhänge zu erforschen, Neues zu erfahren – so lange wird dir die Schule ganz gewiss sehr viel Spaß machen. Natürlich wirst du Fehler machen und dich auch mal darüber ärgern, dann will ich für dich da sein und dir helfen den Spaß nicht aus den Augen zu verlieren. Aber weißt du, wenn du schon alles können würdest, bräuchtest du ja gar nicht hin zu gehen um etwas Neues zu lernen.
Die wichtigste Lektion am Anfang ist, dass du Fehler machen darfst. Es ist gut, wenn du Fehler machst und dann aus ihnen lernst. Fehler sind niemals schlimm. Lass dir das niemals von jemandem einreden. Ich weiß, du bist sehr ehrgeizig und willst am liebsten immer alles perfekt machen. Aber mein Kind, das Leben besteht aus lauter großen und kleinen Fehlern. Das wirst du irgendwann verstehen, wenn auch noch nicht jetzt.
Du kannst zwar schon lesen und die Zahlen sind deine ganz große Leidenschaft, aber Schule ist eben nicht nur lesen und rechnen. Schule ist so viel mehr. Es ist ein Miteinander und ein Füreinander, das du hoffentlich mit deinen Klassenkameraden gut lernen und erfahren kannst. Und dennoch bedeutet Schule auch ein großes Stück Eigenständigkeit, für sich selbst zu sorgen und doch die Klassenkameraden nie aus den Augen zu verlieren. Du bist ein so hilfsbereiter Junge, der immer allen helfen möchte und sehr gern Dinge erklärt, wenn ein anderer es nicht verstanden hat. Ich wünsche dir, dass du diese Eigenschaft behältst. Manchmal wirst du Mut brauchen und in anderen Momenten wird es dir an Ruhe fehlen. Vielleicht musst du auch ein wenig in deiner Euphorie gebremst werden. Aber verliere niemals die Freude am Entdecken. Ich will versuchen dir dabei zu helfen, wenn du Hilfe brauchst. Dich ermutigen, wenn du Angst hast und dir immer zuhören.
Mein lieber (doch schon) großer Sohn, ich wünsche dir eine wunderschöne Schulzeit, mögest du Freunde fürs Leben finden, nie den Mut und die Freude verlieren.